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Man kritisiert Menschen die oft Vieles richtig machen (bzw. näher an einem vermeintlich als richtig betrachteten Verhalten oder Zustand sind), viel stärker als Solche, die ständig verletzend und verachtend sind (bzw. weit davon entfernt sind, vieles Richtig zu machen).

Dabei geht oft unter, dass Erstere oft Vieles richtig machen und Letztere vieles falsch. Das wirkt dann manchmal so, als ob die bad guys'n'gals 'besser' sind, als die Guten.

Beispiele:
· Leute, die im #Fediverse sind, werden stärker für datenschutzproblematisches Verhalten kritsiert, (z.B. Links zu Zoom-Veranstaltungen teilen) als Leute, die auf Twitter sind.
· Leute, die sich in linken Kreisen bewegen, werden stärker für unterdrückendes Verhalten kritisiert (z.B. nicht richtig gendern) als Nazis.
· Leute, die gute Texte schreiben (z.B. in der Poetry slam Szene) werden stärker für Schwächen in Texten kritsiert, als Leute, die schlechte Texte schreiben.

Kennt das Jemand? - Gibt es einen Namen für dieses Phänomen?

Florian Schmidt hat dies geteilt

Hrm .. ich würde es vermutlich eher an der vollkommen anderen netiquette festmachen.

Fubook und twitter sind halt toxische haifischbecken aufmerksamkeitssüchtige menschen mit massivem sendungsbewusst sein deutlich bevorzugen.

Schon der eternal september hatte damals gezeigt das es müssig ist und am ende unmöglich war, einen plötzlichen gigantischen zustrom an usern denen im grunde alles egal is was anstand und höflichkeit betrifft, irgendwie unter kontrolle zu kriegen.

Deswegen tendiere ich selbstz z.b. auch eher dazu, hier im #fediverse den flüchtlingen aus den kommerziellen netzen eher einmal einen hinweis darauf zu geben, das sie hier und da ggf noch ein bissl wegstrecke vor sich haben um einmal native #fedinauten zu werden. ;)

In diese toxischen pools selbst .... herrje ... wo will mensch da anfangen? und wieviele troll-armeen soll mensch dabei ertragen? ;)
Ich komm grad nicht auf einen Namen für dieses "self-handicapping", aber das ist so ein klassisches linkes Ding imho. Also weil sich die Progressiven streiten, wer der Progressivste ist, setzen sich am Ende die Reaktionären durch. (Das fürchte ich gerade u.a. bei Gender, Klima, ...)

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@cp hoelzchen Das Phänomen, so wie ich es bisher fühle, hat @Die Krähenpost oben ganz gut als "Ingroup derogation" eingeordnet. Dort (bei Wikipedia) steht auch, dass unterdrückte Gruppen bzw. Minderheiten möglicherweise stärker davon betroffen sind.
@Christian Woehrl Spannender Artikel. Danke dafür!

Ich meine aber noch was Anderes. Also weniger, dass "soziale Superwesen" (wie die im Artikel aufgeführte Mutter Theresa oder Greta Thunberg) gedisst werden, weil man neben ihnen schlecht aussieht. Ich dachte eher an peers, die manchmal einen Anspruch nicht erfüllen, den man an sie hat und die man dann zur Schnecke macht. Wohingegen andere Leute, die diesen Anspruch noch nie im Leben auch nur einen halben Millimeter erfüllt haben ungestraft bleiben.
Das ist ja auch das Phänomen Trump oder Johnson: Man weiß, dass sie lügen, aber darin sind sie zuverlässig. Während das Unberechenbare am Scheitern von Heiligen sie dann direkt zur Steinigung führt. Wurde viel zu geschrieben ab 2016 von meinem Gefühl her. Hm.

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@diritschka - Könnte man, was Du schreibst auch so sagen: Du schonst FediversianerÏnnen bei Datenschutz-Themen nicht, nur weil sie durch ihren Fediverismus schon Vorsprung (ggü. anderen z.B. TwitterianerÏnnen) haben, sondern weil sie immer noch nicht genug tun bzw. noch mehr tun können/müssen/sollen. Fragezeichen
@Torsten@Christian Woehrl , ich finde Deine Beispiele passend. Ich ignoriere Twitter-User allerdings, weil ich einfach nicht (mehr) dort bin. Wenn ich dann z.B. Fediverlerinnen wg. Zoom kritisiere(n würde), geschieht das wg. Zoom. Nicht, weil ich sie zu den guten zähle. :-)
@Torsten@diritschka

Das ist halt so eine Geschichte...

Hier ist ein Problem.
Ich finde heraus, dass dieses Problem sehr einfach zu beheben ist und mache das. (Z.b. statt zoom selbst senfcall verwenden).
Ich sag das jemandem, der imThema drin ist.
Die Lösung ist einfach.
Der andere verwendet trotzdem noch zoom... weil die Macht der Gewohnheit größer ist, als die Einfachheit der Lösung.

Bei Zoom und eigenen Veranstaltungen ist das etwas anderes, wie ein Netzwerk an Menschen vollkommen hinter sich zu lassen, durch einen Wechsel von Twitter nach Mastodon oder Facebook nach Friendica...
Wenn aber jemand den schweren Schritt schon getan hat, und den leichten nicht... wirkt es befremdlich.

Das ist genauso befremdlich, wie wenn Jan Böhmermann zurecht Facebook & Co in seinem Magazin immer wieder zerreißt und dann ewig doch dort bleibt... und dann setzt initiiert er doch zwei Fediverse-Instanzen, lock seine Schäfchen her... und ist hier dann aber nicht präsent... im Vogelkäfig aber schon...

Oder... ich veröffentliche auf Youtube - und nur dort - ein Video über den bösen Überwachungskapitalismus, anstatt auf Peertube... oder zumindest zusätzlich auf Peertube und dann vom Youtube-Video auf Peertube verweisen...
Wie manche es machen: schlechte Qualität auf YT hochladen, gute auf PT... und dann von YT den PT-Link anbieten "Dort kannst du das selbe Video in gut anschauen"

Ja... man kritisiert jene die einen guten Schritt machen dafür, dass sie den halbherzig machen und so der Sache mehr schaden als nutzen im schlimmsten Fall. Böhmermann zeigt seinen Schäfchen z.b. grad, dass im Fediverse "nix los ist"... was aber nicht stimmt...
Es könnte sein, dass Du in dem Buch "Sprache und Sein" von Kübra Gümüşay dazu mehr Informationen findest.

Es ist jetzt schon ein bisschen her, dass ich es gelesen habe, könnte mir aber vorstellen, dass es die passende Quelle ist.
@Stefanie Rückert :vegan: Oh Danke. Ich les hier gerade ungelogen elf Bücher, die ich mir, inspiriert durch das Experimentarium, besorgt habe. "Sprache und Sein" macht das Dutzend voll. =)
Das freut mich :yayblob:

Falls Du vorab noch unsere Podcastfolge dazu hören möchtest:

Da haben wir das Buch auf den Veganismus angewandt.

https://von-herzen-vegan.de/podcastfolgen/folge-193-sprache-und-sein-im-veganismus